Dr. Med.Univ. Dienhart La Pura

Abenteuer Wechsel

Allgemeines:

Das Leben einer Frau ist deutlich in drei Abschnitte unterteilt, die Zeit vor der Menarche (=1.Regel), die fruchtbaren Jahre und die Menopause, die Zeit nach der letzen Regel. All diese Phasen bedeuten Wechsel, der Wechsel vom Kind zur Frau und nach der fruchtbaren Phase der Wechsel zur alternden Frau. Diese Wechsel können Ängste hervorrufen, da im Körper Dinge ablaufen, die sich Frau nicht immer erklären kann.

Verursacht wird jeder Wechsel durch die Hormone, die ständig in unserem Blut kreisen und von Steuermechanismen aus dem Gehirn reguliert werden. In einer Art Regelkreis wird die Hormonmenge in der Peripherie gemessen und in einem Feedback zurück an die entsprechenden Hirnabschnitte vermittelt und danach wird die Zufuhr entweder angeregt oder gedrosselt. Hormone sind überlebenswichtig  , ohne Hormone wären wir in 24 Stunden icht mehr am Leben.

Symptome und Beschwerden:

Wenn man von Wechseljahren spricht, dann meint man in der Regel das Klimakterium, also die mittleren Lebensabschnitte. Dabei übersieht man oft, daß sich erste Symptome schon Ende der 30er  Anfang der 40 Jahre einstellen können. Zu Beginn schleichen sich Beschwerden leise und sacht in das Leben ein, man ermüdet rascher, hat auch mal ein paar lästige Zyklusstörungen, die Regel verspätet sich oder bleibt aus, wird heftiger, man ist oft niedergeschlagen. Gerade in diesem Lebensabschnitt wünschen sich heute viele Frauen das erste Kind und haben oft nur noch eine geringe Chance auf Schwangerschaft. Das alles hat mit einer Funktionseinschränkung der Eierstöcke zu tun, die dann um das 50 Lebensjahr herum völlig erlischt: es findet kein Eisprung mehr statt, die Regel bleibt aus.

Die Parole in früherer Zeit war dann meist „Augen zu und durch“ und wird bisweilen auch noch heute ausgegeben und es werden all die Beschwerden wie Schweissausbrüche, Schlaflosigkeit, depressive Verstimmungen, Gewichtszunahme, Blasenschwäche  tapfer ertragen, denn „Hormone will man ja nicht nehmen, wegen der Gefahr an Krebs zu erkranken“. Und schließlich ist das Klimakterium (Wechseljahre) ja ein völlig natürlicher Prozess, der allerdings rund ein Drittel eines Frauenlebens ausmacht. Das ist eine sehr lange Zeit!

Der Gedanke, dass auch Männer an Wechseljahren, der sogenannten Andropause, leiden, tröstet uns da nur wenig.

Was also tun bei Wechselbeschwerden, welche Vorsorge können wir treffen?

Die Beschwerden sind durch den eingetretenen Östrogenmangel erklärbar, der in sich einige Risiken trägt: Osteoporose kann auftreten, das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erhöht sich, all die unangenehmen Symptome wie Schweissausbrüche, Gewichtszunahme, Verstimmung begleiten diese Risiken.

Die erste und wichtigste Maßnahme ist sicher, mit einem Arzt des Vertrauens zu sprechen.

Er /Sie kennt die Patientin und ihre individuellen Risiken wie Gewicht, Zucker- und Fettstoffwechsel, Erkrankungen ind der Familie, Brustkrebsrisiko und kann in einem einfühlsamen Gespräch gemeinsam mit der Patientin erarbeiten, ob die Beschwerden so massiv sind, daß man medikamentös helfen muß.  Hat die Patientin keine Beschwerden, so genügen fürs erste eine Knochendichtemessung, um das Osteoporoserisiko abzuklären und regelmäßige Arztkontakte.

Treten Beschwerden auf oder sind schon vorhanden, dann sollte eine Hormonersatztherapie eingeleitet werden. Manchmal genügt auch schon ein pflanzliches Hormon wie die Traubensilberkerze (Cimicifuga) oder Yamswurzel(Diosgenin), die man auch als Salbenzubereitung einmal täglich auf die Haut aufträgt. Fühlt sich die Frau damit gut, so sollte sie sich nicht zu einer stärkeren Therapie überreden lassen sondern erst einmal abwarten und beobachten.

Wenn aber all dies nichts nützt, die aus dem Blut gemessenen Hormonwerte wie Östradiol, DHEAs, Progesteron, FSH, Prolaktin und auch noch die Schilddrüsenwerte zeigen, daß ein Mangel besteht, dann sollte man sich auf eine entsprechende Therapie einlassen und die Beschwerden verschwinden im allgemeinen schnell. Einmal im Jahr kann man dann einen Monat Pause einlegen und wenn die Beschwerden dann verschwunden sind und es auch bleiben, dann kann die Therapie beendet werden. Dies alles gehört aber immer mit dem Arzt abgesprochen, damit die Therapie maßgeschneidert ist.

Stoffwechsel:

Wie bereits gesagt, das Gewicht verändert sich. Im Klimakterium nimmt Frau zu, ohne sie mehr zu essen. Von Jahr zu Jahr nimmt der Stoffwechsel ab und es ist wichtig, die Ernährung und auch das Bewegungsverhalten einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Verbraucht eine etwas 30jährige bei leichter Tagestätigkeit etwa 22oo Kalorien pro Tag, so benötigt ein Frau um die 50 nur noch etwa 1700 Kalorien und wer da keine geeigneten Maßnahmen ergreift, wird schnell zu Übergewicht tendieren.

Die erste Maßnahme ist hier die Einschränkung von Kohlehydraten, also Zucker, Weißmehl, Nudeln, Kartoffeln oder Reis. Auch bei Obst aufpassen, denn auch süsse  oder getrocknete Früchte enthalten Zucker, der schädlich sein kann. Besser ist es, Gemüse als Hauptgericht und Fleisch als Beilage zu verzehren. Dabei auch regelmäßig Fisch auf den Speiseplan setzen und 2-3 Tage in der Woche ganz ohne tierische Produkte auskommen .

Bei den Fetten mit Butter und Speck geizen, besser ist es, mit Mineralwasser anzubraten und dann wenn das Gericht fertig ist, etwas natives Olivenöl oder Leinöl über das Essen zu geben. Diese Fette darf man nicht erhitzen, denn so bleiben die wertvollen Inhaltsstoffe erhalten. Dies sind vor allem die Omega Fette, die der Gefäßerkrankung Arteriosklerose wirksam vorbeugen. Wurst und Speck sollte man nur in Ausnahmefällen und dann sparsam geniessen, das gleich gilt für Innereien, die voller Fett und Purinen sind und Gicht auslösen können.

Für die Nahrungsaufnahme gilt, bewußt und langsam essen, gründlich kauen. So stellt sich das Sättigungsgefühl schneller ein als bei hastigem essen und man sollte dann mit dem Essen aufhören, wenn man satt ist. Dies unterstützt zusätzlich das Gewichtsmanagement.

Wichtig ist es auch, viel und regelmäßig zu trinken. 2-3 Liter Flüssigkeit pro Tag sollte es sein, in erster Linie Wasser, aber auch Tees. Auf gesüsste Getränke und konzentrierten Alkohol nach Möglichkeit verzichten, ein Gläschen Wein oder Bier am Abend darf es aber schon sein.

Und zuletzt die Bewegung. Das ist sehr wichtig, baut sie  doch Fettgewebe ab und macht auch Spaß.

3x in der Woche 30 Minuten trainieren und zwar 15 Minuten Ausdauer auf dem Rad, dem Stepper oder beim Joggen oder Nordic walken und 15 Minuten Krafttraining, mit Hanteln, Theraband oder auch dem eigenen Körpergewicht sind ein Muß.  Wer möchte , geht ins Fitness Studio, denn oft macht es in der Gemeinschaft mehr Spaß als alleine. Auch in den Alltag eingebaute Bewegung hilft, Treppen steigen statt den Lift  benutzen, der Gang zum Postamt oder in den Supermarkt, statt immer das Auto zu benutzen oder gleich die meisten Wege mit dem Fahrrad erledigen.

Sie werden sehen, gesünderes Leben ist am Anfang etwas unbequem, aber Sie werden rasch feststellen, daß es sich lohnt und daß die Beschäftigung mit dem better aging nicht automatisch heißt, auf Genuß verzichten zu müssen. Im Gegenteil, Sie werden alles intensiver erleben und mehr Freude an Ihrem Körper haben und weniger Beschwerden.

 

 

 

Frau Dr. Med. Univ. Gabrielle Dienhart -Schneider