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Distanz und Berührung

In so gut wie allen Ländern der Erde gilt es derzeit Abstand zu halten. Weil wir noch immer an einer Pandemie leiden. In unterschiedlichen Kulturen herrschen auch unterschiedliche Begrüßungs,- Berührungs- und Abstandsregeln unter sozusagen normalen Umständen. Daher fällt es vermutlich Japanern und anderen asiatischen Völkern leichter, sich mit einem gewissen Abstand zu begegnen, als anderen Nationalitäten. In vielen Teilen Europas kommt man sich immer wieder sehr nahe. Beim Begrüßen gibt es oftmals einen oder mehrere Begrüßungsküsse. Man schüttelt einander die Hände, berührt die Schulter des Gegenübers und umarmt sich. Das alles fällt und sollte auf eine bestimmte Dauer wegfallen. Das fiel am Beginn der Pandemie besonders schwer, weil alles was gewohnt und mehr oder weniger automatisiert ist, nicht leicht und einfach so zu ändern ist. Warum es dennoch etwas Gutes hat, wird im nachfolgenden Artikel beschrieben.

Nähe, die nicht gewollt wird

Gerade Eltern kleiner Kinder berichten, dass fremde Menschen auf der Straße keine Scheu davor haben, kleinen Kinder so mir nichts dir nichts über die Haare zu streichen. Es passiert zudem, dass jemand einfach beim Vorübergehen in den Kinderwagen greift und das Kind an der Wange tätschelt. So schnell kann man oft als Elternteil gar nicht reagieren. Es bleibt eine Irritation, Ärger, Wut und ein mulmiges Gefühl. Was geht in diesen Erwachsenen vor, fragt man sich dann.

Nähe, die nicht mehr sein soll

Man könnte meinen, dass die Pandemie und die Aufforderung Abstand zu halten, nun dieses unangenehme Treiben mancher Erwachsener, ein ihnen fremdes Kind einfach so zu berühren, ein Ende gesetzt hat. Dem ist nicht wirklich so, sollte es aber sein. Dennoch erlauben sich fremde Menschen im Vorbeigehen noch immer das Berühren ihnen fremder Kinder. Es ist jedoch weniger geworden und man selber achtet als Elternteil doch noch mehr darauf, dass es nicht passiert.

Verwandte und Freunde berühren

Auch da passiert es mitunter, dass Menschen, die man gut und sehr gut kennt, ungefragt ein Kind in den Arm nehmen oder ihnen über den Kopf streichen. Das ist sicher oftmals unbedacht und nicht vorsätzlich übergriffig. Dennoch ist es unangebracht. Es sollte gerade bei Kindern die nötige Distanz gewahrt werden. Erst wenn die Signale ganz eindeutig sind und bei den Bezugspersonen nachgefragt wurde, ist die Berührung, das auf den Arm nehmen, wirklich gewollt und angebracht.

Überdenken und Vor-freuen

Die Pandemie bringt es nun mit sich, dass wir alle mehr über Distanz und Nähe nachdenken müssen. Dass wir uns mehr vergegenwärtigen, was es bedeutet und ob die intendierte Nähe vom Anderen überhaupt gewünscht wird. Es kann sein, dass nun das für jemanden lästige „Bussi Bussi“ nun fürs erste wegfällt. Dass das, was zuerst so ungewohnt war und sich komisch anfühlte, nun doch nicht so schlecht ist. Und für diejenigen, denen es nach wie vor schwerfällt, so viel Abstand zu den Mitmenschen, Freunden und Verwandten zu halten, soll die Vorfreude auf den Tag, an dem es wieder möglich sein wird, unbenommen sein.