Drachen steigen lassen

Der Herbst bietet sich an, Drachen steigen zu lassen. Ab und an entdeckt man Familien, die Drachen auf einer Wiese oder oben auf einem Hügel steigen lassen. Für die Autorin war das Drachensteigen lassen bislang eine Angelegenheit gewesen, bei der man wenig Erfolg hatte. Ein einst gekaufter Plastikdrache, verstaut und fast vergessen wurde selten hervorgekramt. Mit mehr oder weniger Mühsal schaffte man ihn fliegen zu lassen, ohne wirklichem Verständnis für die Machart des Drachens und wenig Wissen über die Eigenart des Windes. Der Bezug zum Material, zum Wesen des Drachens, zur Thermik und zu Erfolgserlebnissen fehlte. Und so wurde er wieder für längere Zeit verstaut.

Drachen dürfen niemals unter Hochspannungsleitungen, Strommasten und Oberleitungen fliegen und es muss ausreichend Abstand dazu gehalten werden. Bewegen sich dünne Zweige im Wind, dann ist diese Windstärke gerade für Kinder optimal. Erfahrende Erwachsenen können bei etwas stärkerem Wind ihre Drachen steigen lassen. Donnergrollen ist ernst zu nehmen und darauf sofort zu reagieren. Daher müssen die Drachen in diesem Fall sofort eingeholt und auf weitere Drachenflüge verzichten werden, bis klar ist, dass das Gewitter vorübergezogen ist. Bäume und Sträucher bergen natürlich die Gefahr in sich, dass der Drachen darin hängen bleibt. Daher soll in diesem Fall der  Drachen weit weg davon geflogen werden. Damit gerade Drachen aus Papier nicht kaputtgehen, sollten diese nicht auf feuchten Flächen landen bzw. gezogen werden. Drachen dürfen niemals in der Nähe von Gleisanlagen, Flughäfen, Straßen und Autobahnen ausprobiert werden. Die Länge der Flugleine soll hundert Meter nicht überschreiten, in Großstädten darf diese nicht über fünfzig Meter sein.

Freie Flächen sind optimal, um die Drachen im Wind tanzen zu lassen. Sie wollen hoch hinaus und da sind auch Häuser kontraproduktiv. Denn hier entsteht eine eigene Thermik, die Drachen nicht sehr lieben. Flüsse eignen sich deshalb gut, weil hier meist ein Lüftchen weht, wenn es andernorts windstill ist. Am Strand entlang des Meeres seinen Drachen auszuführen ist bei Kennern die erste Wahl.

Im Gegensatz zu anderen Ländern hat Österreich bezüglich des Drachen fliegen lassen keine wirkliche Tradition. Befasst man sich jedoch ein wenig mit dem Drachenfliegen, dann beginnt man sich auch für die Thermik zu interessieren. Und man wird sich bewusster, warum Drachen überhaupt fliegen. Drachen fliegen lassen kann besonders lustvoll und schön sein, wenn man sich einen Drachen selbst gebaut hat. Noch dazu, wenn dieser statt aus Seidenpapier oder Plastik aus speziellem Chinapapierrollen und Shoji-Paieren besteht und mit japanischer Tinte gefärbt wurde. Nicht nur die Tinte hat eine japanische Handschrift, auch die Machart lehnt sich an die japanische Tradition des Drachenbauens an. Dieses Wissen und die neuentdeckte Lust am Drachenfliegen lassen verdankt die Autorin der Künstlerin Anna Rubin.

Anna Rubin ist eine österreichische Drachbaukünstlerin, die Kurse gibt, wie man nach japanischem Vorbild Drachen baut. Die Künstlerin greift auf eine jahrzehntelange Erfahrung zurück und erschuf so viele bewährte Drachenformen. Sie hat sich im Laufe dieser langen Zeit viel Wissen angeeignet, wie man Drachen relativ einfach herstellen kann, um diese wirklich gut flugfähig zu machen. Und sie gibt dieses Wissen in zahlreichen Workshops weiter. Die Autorin lobt ihre Unermüdlichkeit und bedankt sich für diese neue gewonnene Liebe zum Drachenfliegen.

Quellen:

Anna Rubins Drachen zum Selberbauen

Wissenswertes zu Wind und Tipps fürs Drachensteigen von WetterOnline