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© Maria Nasswetter

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Einspänner mit Shot – Wiener Kaffeehäuser im Wandel

Man kann durchaus behaupten, dass das Wiener Kaffeehaus Weltberühmtheit erlangt hat. Es findet sich in der Literatur, es wurde besungen und viele Besucher stehen nach wie vor drauf, das ein oder andere Kaffeehaus in der Millionenstadt zu besuchen. Was hat sich daran verändert und wie hat die Digitalisierung im Wiener Kaffeehaus Einzug gehalten? Diesem Thema widmet sich dieser Artikel aus der Perspektive einer Wienerin, die sich´s ohne Wiener Kaffeehaus überhaupt nicht vorstellen kann. Und sie liebt den Wandel, den es durchläuft und die Vielfalt, die es lebt.

Auf das Angebot kommt es an

Das Rösten des Kaffees ist eine akribische Angelegenheit und bedarf des erfahrenen Händchens eines geschulten Könners. Man ist sich wohl einig, dass eine erkleckliche Auswahl an Zubereitungsarten dieses sehr beliebten Genussmittels zur Bekanntheit eines Kaffeehauses und eines Standortes beiträgt. Zudem dürfen im Angebot keinesfalls Kuchen und kleine pikante Speisen fehlen. Diese gehören zum Kaffeeangebot wie das Glas Wasser und der entsprechende Schaum auf der Oberfläche eines frisch zubereiteten Cappuccinos.

Vom Kaffeehauswandel...

Das Wiener Kaffeehaus mit seinem guten Ruf gibt es nunmehr schon weit über 200 Jahre und wurde sogar zum immateriellen Weltkulturerbe erhoben. Es ist bekannt, dass viele Literaten und andere Künstler einander einst in Kaffeehäusern trafen und darin ihre Freund- und Feindschaften lebten. Für einige war das Kaffeehaus der soziale Ort und darüber hinaus das verlängerte Wohnzimmer. In schwierigen Zeiten und oft aus der Not heraus, sich nicht die nötige Kohle zum Heizen leisten zu können, wurde das Kaffeehaus der Ort, der die erwünschte physische und soziale Wärme brachte. Eine Tasse Kaffee war angemessen teuer, dafür konnte man sämtliche aufgelegten Zeitschriften und Magazine lesen. Man wurde, so die Legende, nicht behelligt und so saß man dann viele Stunden mit einer einzigen Tasse im Warmen. Man wurde nicht nur nicht behelligt, man bekam sein, zum Kaffee obligatorisch mitgeliefertes Wasserglas, immer wieder und meist ohne Aufforderung gefüllt. So die liebevolle und positive Überlieferung zur Kaffeehausgeschichte. Dennoch darf die weitverbreitete Bekanntheit des grantelnden Wiener Kellners hier nicht vergessen werden.

Im Jahre 2019...

Werden Kaffeehäuser gelikt und im Internet bewertet. Wer sich gut in diversen sozialen Medien darzustellen weiß, der bekommt ein volles Haus. Selbstverständlich muss die Qualität der angebotenen Produkte stimmen. Im Vordergrund stehen hier nicht mehr die angebotenen Medien, die man hier gratis lesen kann. Ein Wlan muss vorhanden sein und schnell sollte es gehen, wenn man sich einen Coffee to go holt. Im Gegensatz zu Automatenkaffees sind die mitzunehmenden Kaffees in diversen Kaffeehäusern hervorragend - inklusive perfekten Schaums. Apropos Schaum. Den beherrschen die neuen Kaffeehausinhaber und deren Personal immer besser. Das war nicht unbedingt die Domäne einstiger berühmter Kaffeehäuser. Dieser Kunst des wirklich hervorragenden Kaffees inklusive eines perfekten Schaumes kommt vermutlich von den italienischen Nachbarn - der Barista lassen grüßen.

Wie Italien den heutigen Kaffeegenuss beeinflusste

Das Kaffeehaus von einst stand mehr für das Zeitungslesen und als Treffpunkt um Freunde und Bekannte zu treffen, um sich für ein Date zu verabreden und um sich aus beruflichen Gründen dort zu verabreden. Das ein oder andere Kaffeehaus war zudem für die dort gebotenen Waren, meist Mehlspeisen, wie die berühmten Buchteln im Kaffee Hawelka, bekannt. Natürlich kennt man den Einspänner, ein Mokka mit einer Haube aus Schlagobers und einige weitere typische Kaffeekreationen. Auch eine Vielfalt an Torten und Kuchen gab es in dem einen oder anderen Kaffeehaus. Man muss jedoch sagen, dass parallel dazu die Konditoreien im Punkto Mehlspeisen mit diesen konkurrierten. Dort, in den Konditoreien ging es primär um die üppigen Süßspeisen und kleine salzigen Appetithappen während das Kaffeehaus von einst meist zum Zwecke des sozialen Austausches und der Information diente, wie bereits in diesem Artikel ausführlich beschrieben. Einige Wiener Kaffeehäuser von heute punkten mit köstlichem, nach italienischer Machart zubereiteten Kaffees und kleinen Speisen. Zudem sind jene Kaffees sehr beliebt, die auf Gemütlichkeit setzen und unterschiedliche Arten von bequemen Sitzmöbeln zum Verweilen anbieten. Das "Frühstücken gehen" boomt ungebremst. Dazu haben wir bereits ausführlich berichtet.