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Expertenthema Entgiften

Aufgabe und Funktion der Leber

Die wichtigsten Aufgaben sind die Produktion lebenswichtiger Proteine (z. B. Gerinnungsfaktoren), die Verwertung von Nahrungsbestandteilen, die Produktion der Gallensäuren und damit einhergehend der Abbau und die Ausscheidung von Stoffwechselprodukten, Medikamenten und Giftstoffen.
Nährstoffe, die aus dem Darm ins Blut aufgenommen werden, gelangen über die Pfortader (Vena portae) zur Leber und werden dann von dieser je nach Bedarf ans Blut abgegeben oder aus dem Blut entfernt.

Leber und Zucker – Teil 1

Glukose wird über die Darmschleimhaut aktiv in den Blutkreislauf aufgenommen und kontrolliert an den restlichen Körper weitergegeben. Überschüsse werden als Glykogen gespeichert. Bei Energiebedarf wird dieser Speicherstoff wieder zu Glukose rückgewandelt. Die Leber steuert durch die Hormone Insulin und Glukagon den Blutzuckerspiegel hält ihn, von der Nahrungsmittelzufuhr unabhängig, konstant. Im Falle von Diabetes ist dieser Regelmechanismus gestört und muss medikamentös und diätetisch unterstützt werden.

Leber und Zucker – Teil 2

Fruktose ist ein entwicklungsgeschichtlich noch sehr junger Zucker in unserer Nahrung, sie wird viel langsamer aus dem Darm aufgenommen und kommt dann auch zur Verwertung in die Leber. Bis zu etwa 50 Gramm pro Tag können problemlos verarbeitet werden, darüberhinausgehend wandelt die Leber Fruktose in Fett um, dieses wird sowohl in der Leber selbst als auch als Fettgewebe im Körper gespeichert. Im Gegensatz zu Glykogen wird Fettabbau allerdings nicht enzymatisch gesteuert, auf diese Reserven greift der Körper nur in Notsituationen (Hunger, Langzeitbelastung) zurück.

Leber und Alkohol

Alkohol braucht als sehr kleines Molekül keinen Aufnahmemechanismus, er diffundiert sozusagen undifferenziert in den Körper und wird über den Blutkreislauf in die Leber zur Verarbeitung gebracht. Ernährungstechnisch ist Alkohol wenig sinnvoll, er wird in der Leber – analog zu Fruktose – in Fett umgewandelt und ebenso abgelagert.

Überlastung der Leber und Regenerationsfähigkeit

Wie alle Organe im Körper hat auch die Leber Belastungsgrenzen. Die Hauptaufgeben der Leber werden – wie fast überall im Körper -  durch so genannte Enzyme erledigt. Bei Schädigung der Leberzellen treten diese Enzyme im Blutkreislauf erhöht auf. Je nachdem, welche Enzyme erhöht sind, kann man oft auf die Art der Erkrankung schließen. Die Höhe des Enzymanstiegs im Serum entspricht dabei dem Ausmaß der Schädigung der Leberzellen. Die typischen „Leberparameter“ sind: 

  • Gamma-GT = Gamma-Glutamyl-Transferase (Hauptindikator für Leberschädigung)
  • GOT = AST = ASAT = Glutamat-Oxalacetat-Transaminase / Aspartat-Aminotransferase
  • GPT = ALT = ALAT = Glutamat-Pyruvat-Transaminase / Alanin-Aminotransferase
  • AP = Alkalische Phosphatase

Die Leber hat im Vergleich zu anderen Organen des Körpers eine relativ ausgeprägte Fähigkeit zur Regeneration. Wird ein Teil verletzt oder sonst beschädigt, so kann dieses Gewebe wieder neu gebildet werden. Diese Eigenschaft wird bei Lebertransplantationen oft ausgenutzt. Vernarbungen wie beispielsweise bei Haut­verletzungen treten hierbei nicht auf.
Das wussten schon die alten Griechen: In der Sage des Prometheus wird dieser zur Strafe für die Übergabe des Feuers an die Menschen an einem Felsen festgeschmiedet. Ein Adler hackt täglich einen Teil seiner Leber heraus, der bis zum nächsten Tag nachwächst.

Unsere Leber braucht regelmäßige Wartung!

Fettleber, hauptsächlich die nicht-alkoholische, durch übermäßigen Zuckerkonsum entstandene, ist ein hochaktuelles Problem und wird in den nächsten Jahrzehnten ein soziales und finanzielles Problem unserer Gesellschaft werden. Sehen Sie die überall erhältlichen Ratgeber und Ratschläge nicht nur als inflationäre Zeiterscheinung, sondern sorgen Sie verantwortungsbewusst dafür, dass Ihre Leber noch lange unauffällig ihre Aufgaben erfüllen kann und Ihnen damit zu einem unbeschwerten und genussreichen Leben verhilft.

Dr. Albert Missbichler, Biochemiker