© Bild: Christine Sponchia from Pixabay

Fragen stellen, um weiterzukommen

Ob im Büro, in Fernsehdiskussionen oder bei Streitgesprächen, es lässt sich immer wieder feststellen, dass Standpunkte vehement vertreten werden. Und die Beteiligten einander kaum zuhören, geschweige denn, nachfragen und wiederholen, was sie vermeintlich und tatsächlich verstanden haben. Man kann dazu flapsig sagen, dass wir immer weniger einander zuhören. Es ist en vogue geworden, mit verschönerten und marketingkonformen Floskeln das Blaue vom Himmel zu erzählen, anstatt kontroverse Inhalte sachlich aufzuzeigen. Die Meinungen anderer sind nicht erwünscht, Vielfalt wird gemieden, Übereinstimmung eingefordert. So kommen wir jedoch nicht weiter.

Gewinnen und Verlieren

Ja, so simpel es zu sein scheint, Fragen zu stellen und damit Aufmerksamkeit zu erzeugen, so schwierig ist es offensichtlich, umzusetzen. Selbstverständlich haben wir unsere Meinungen, Erfahrungen, Erkenntnisse und innere und äußere Aufträge, um etwas anderen mitzuteilen. Und klar ist, welche Motivation hinter einer Diskussion, eines Gespräches, eines Streites steht. Sehr viele glauben und sind offensichtlich der festen Überzeugung, dass es bei einer verbalen Auseinandersetzung um Macht und einen Sieg geht. Dass also letztlich die ein oder andere Meinung und der ein oder andere Gesprächspartner und die Gesprächspartnerin als Gewinner:innen dastehen müssten. So erlebt man öffentlich gezeigte Diskussionen wie Wettbewerbe, bei denen am Ende immer einer oder eine Gruppe auf dem Siegerpodest zu stehen scheint. Also dem oder denen es gelang, die marktschreierischsten oder allgemeingültigeren, der Mehrheitsmeinung entsprechenden Argumente siegreich ins Bewusstsein der Zuschauermenge brachte. War es vielleicht für einen Teil der Zuseher eine Stellvertretergenugtuung, so ist es für andere schlichtweg vergeudete Zeit ohne wirklichen Inhalt.

Fragen stellen und innovativen Inhalt generieren

Soll eine Diskussion, ein Gespräch und selbst ein Streitgespräch letztlich innovativ und konstruktiv sein, so gilt der erste Grundsatz, dass man das Gegenüber wahr- und ernst nimmt. Das erreicht man sehr gut, indem man nachfragt und gegebenenfalls zusammenfasst, wie man die Antwort verstanden hat. Man zollt damit nicht nur dem Gegenüber, sondern auch dem Gesagtem Respekt. Und kann so weiter an dem eigenen Erfahrungs- und Erkenntnisschatz anknüpfen. So stelle ich mir eine gelungen und anregende Diskussion vor. Doch wo sind sie geblieben, diese wirklich spannenden, erbaulichen Gespräche, von denen die Zuhörerschaft profitieren kann? Sehr selten sind sie geworden.

Beobachtungen im nahen Umfeld

Immer wieder spricht mich jemand an oder erzählt, dass es gar nicht mehr erwünscht sei, anderer Meinung zu sein. Es werde nur mehr gehört, wer zustimmt. Alles andere wird offensichtlich als unangenehm, unpassend und unlustig empfunden. Doch dabei überlässt man das Denken und letztlich das, wie man handelt, anderen. Oder macht es einfach so, wie immer oder wie man es vorgelebt bekommen hat. Oder so, dass man im vermeintlichen Mittel mitschwimmt.

Sich bewusst dagegenstemmen

Sehr erfrischend und unterstützenswert erscheinen mir daher Menschen, die es da und dort gibt, die da und dort gegen den Strom schwimmen. Die nach wie vor zivilen und sanften, also gewaltlosen Ungehorsam leben, um auf eine gesellschaftliche Schieflage aufmerksam zu machen. Die sich nicht auf andere berufen und meinen, nur weil die anderen nichts gesagt haben, habe man selbst nicht reagiert.

 

Quellen:

Gedanken auf Ö1: Katharina Stemberger - Courage

Doku auf 3sat: Zeit heilt keine Wunden