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Haltung am Arbeitsplatz

Dass die Menschen den Großteil ihres Lebens auf dem Hosenboden verbringen, war von der Natur nie geplant. Die richtige Haltung zu bewahren ist (k)eine Kunst, denn in der Ergonomie sind es oft Kleinigkeiten, die einen großen Unterschied ausmachen. 

Die menschliche Wirbelsäule

Die menschliche Wirbelsäule ist ein Meisterwerk der Evolution. Die Problemstellungen des aufrechten Ganges hat sie eine Million Jahre grandios gelöst. Zum Stillsitzen ist sie allerdings nicht ausgelegt, auf die einseitigen Belastungen des Dauersitzens vor dem Computer reagiert sie mit Schmerz. Rückenleiden verursachen hierzulande jährlich rund 4 Millionen Fehltage, das ist Fakt. Die Wirbelsäule fühlt sich in ihrer natürlichen Position am wohlsten. Die liegt bei einer Doppel-S-Krümmung vor. Diese Form kommt dadurch zustande, dass die einzelnen Wirbelsäulenabschnitte unterschiedlich gebogen sind: Die Halswirbelsäule wölbt sich nach vorne, die Brustwirbelsäule nach hinten, die Lendenwirbelsäule nach vorne und schließlich die Kreuz- und Steißbein wieder nach hinten. Das neue Glaubensbekenntnis in Sachen Sitzen heißt deshalb: Immer in Bewegung bleiben, möglichst oft die Position wechseln.

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Verspannungen, Rückenschmerzen oder Bandscheibenvorfälle

rund 70 Prozent der Bevölkerung leiden darunter. Damit wir aufrecht stehen und sitzen können, beansprucht unser Körper fast ständig die Haltemuskulatur. Als Gegenspieler arbeiten die Bewegungsmuskeln, die nur für bestimmte Aufgaben benötigt und somit weniger belastet werden. Hierbei entstehen muskuläre Disbalancen, die zu Rückenproblemen führen können.

Jahrzehntelang wurde uns von Ärzten indoktriniert, auf dem Stuhl eine aufrechte Haltung zu imitieren: Becken nach hinten, Brust raus, Kopf hoch. Das gibt es heute nicht mehr. Es gibt keine Stellung, die man stundenlang beibehalten kann, ohne dass Muskulatur oder Wirbelsäule rebellieren; das gilt auch für das Sitzen. Orthopäden setzen deshalb auf „dynamisches Sitzen“, d.h. eine ausgewogene Balance zwischen Be- und Entlastung: Häufige, spontane Haltungs- und Belastungswechsel, insbesondere zwischen Sitzen, Stehen und Gehen seien ideal. Besonders schonend ist nach neuen Erkenntnissen eine entspannt zurückgelehnte Sitzhaltung, bei der Knie und Oberkörper etwa einen 135-Grad-Winkel bilden.

In Skandinavien, wo Gesundheitsbewusstsein und Arbeitsplatzergonomie traditionell besonders ausgeprägt sind, werden schon heute weit mehr als die Hälfte aller neu eingerichteten professionellen Büroarbeitsplätze mit Steh-Sitz-Lösungen ausgestattet. Das Alltagsleben zwängt uns in Bewegungsmuster und Positionen, die ohne gutes Muskelkorsett unsere Knochen, Gelenke und Bänder stark belasten. Das gilt z. B. für die Halswirbelsäule, die nur von wenigen Muskeln geschützt wird. Dennoch wird gerade dieser Bereich viel bewegt. Beim Lesen, am Computer, beim Kochen und bei vielen anderen Tätigkeiten halten wir den Kopf meist zu weit nach vorne und beugen die Brustwirbelsäule zu sehr. Dadurch beanspruchen wir unsere Nackenmuskulatur ständig viel zu stark.

Achten Sie vor allem im Büro darauf, zusätzliche Fehler zu vermeiden. Das fängt bei der Sitzhöhe an; beide Füße müssen sicher am Boden stehen können. Auch die Tischhöhe muss stimmen. Arbeiten, die mehr Kraft benötigen, erfordern eine niedrigere Arbeitsfläche. Ist sie zu hoch, gleicht der Körper dies durch Anheben der Schultern aus. Dadurch verspannt sich die Nackenmuskulatur und es können Kopfschmerzen auftreten.