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Jeder ist begabt

Wir beobachten vielleicht, dass Kinder uns gerne etwas nachmachen. Holen wir den Werkzeugkoffer heraus, dann interessieren sie sich vermutlich sehr für den Inhalt und möchten auch gleich mit der Bohrmaschine hantieren oder einen Nagel einschlagen. Wir meinen, dass Kinder sich gerne etwas von den Erwachsenen abschauen und diese in ihrem Tun nachahmen. Der Pädagoge Jakoby spricht davon, dass Kinder nicht lernen, in dem sie nachahmen, sondern es sich erarbeiten, in dem sie versuchen es auch zu machen. Daher ist es unter anderem wichtig, nicht in das Tun des Kindes allzu sehr einzugreifen. Begabt oder unbegabt sein ist für Jacoby nicht etwas, was wir Menschen mitbringen, sondern wie sehr es unsere Umwelt zulässt, Erfahrungen zu machen und zu lernen.

Entwicklungsfördernd einander begegnen

Allem voran steht die Funktionsbereitschaft, um etwas lernen zu können. Wir Menschen werden irritiert, gestört und gehemmt, wenn die Umgebung nicht jene Ruhe und Ordnung aufweist, die wir Menschen benötigen, um uns weiterzuentwickeln, so Jacoby. Die Bindungsforschung fand heraus, dass es für Kinder und spätere Erwachsene, die in einem Umfeld, dass keine sichere Bindung gewährleistete, aufwuchsen, auch die Lernfähigkeit darunter massiv leidet. Wenn uns unser Umfeld signalisiert, dass es ambivalent und latent gefährlich sein kann, wenn die Stimmung zu Hause angespannt und lieblos ist, dann kann sich nur schwer die natürliche Fähigkeit und Bereitschaft zu lernen, einstellen. Wenn wir Erwachsen sind, dann können wir zumeist und vor allem, wenn wir immer wieder das reflektieren und beschauen, was wir selbst tun und wie es sich auf Andere auswirkt, wahrnehmen, wie wir auf Andere wirken. So meint auch Jacoby, dass wir uns immer wieder im Moment der Begegnung mit Jemanden entscheiden, ob sich dieses Aufeinandertreffen entwicklungsfördernd oder entwicklungshemmend auswirkt.

Interesse und Freude wecken

Dabei muss man sich wieder in Erinnerung rufen, dass kleine Kinder mit Freude und unermüdlich aus ihren Fehlern lernen. Meist irgendwann im Laufe unseres Lebens beginnen wir uns für Fehler zu genieren. Wir wollen Fehler vermeiden, sie vertuschen und nur herzeigen, was wir gut können. Die Lust am Ausprobieren, am Fallen lassen und wieder aufrichten, die verliert sich mitunter in bestimmten Phasen des Lebens.

Authentische Autorität

Dazu werden wir, wenn wir achtsam mit uns selbst sind. Und wir werden damit nicht nur uns selbst, sondern auch die Entfaltung anderer Menschen mitbeeinflussen können. So gilt es beispielsweise im pädagogischen Sinne, den Lernenden das eigene Motiviertsein mitzuteilen und dadurch den Lernstoff interessant zu machen. Und nicht zu vergessen, dass immer auch der Lehrende von den Lernenden lernt.

Selbstbefähigung leben

Es dreht sich letztens darum, wie man sich selbst dazu befähigen lernt, sich Fertigkeiten anzueignen. Und dies im Sinne der Begabung, die jedem innewohnt. Vorausgesetzt, die Umgebung, die Strukturen lassen dies zu. So lehrt es uns Jacoby mit seinem Ansatz der organismischen Selbstreflexion, die zur Selbstbefähigung führen kann. Dabei sei noch abschließend erwähnt, dass Jacoby das richtige Fragenstellen als ein sehr bedeutendes Instrument ansieht. Entscheidet ist, dass mit Interesse gefragt wird und dies immer aus der Perspektive des Gegenübers getan werden sollte.

 

 

Quellen:

https://www.jacobygindler.ch/

Jacoby, Heinrich,

Zahner, Hannes, 2021. Selbstbefähigung. Der psychophysische Ansatz Heinrich Jacobys. CH-Boncourt: sentio Verlag.