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Knospen – so klein und so stark

Der Frühling zeigt sich bald in seiner vollen Pracht. Im Bild sind Fliederknospen und Fliederblüten zu sehen. Im folgenden Artikel wird es um das faszinierende Thema Knospen gehen. Zudem wird über die pflanzliche Gemmotherapie, die abgeleitet vom Wort „gemma“ (lat.), das für Knospe oder Knopf steht, Auskunft gegeben. Als „Gemma“ wurde auch der Edelstein am Ende des Schwertgriffes bezeichnet – daher auch die Bezeichnung „Gemmologie“ für die Edelsteinkunde ist. Bleiben wir aber bei den Knospen und lesen gleich mehr darüber.

Embryonales Gewebe

… das ist das Stichwort woraus sich die Gemmotherapie bedient. Embryonalgewebe ist auf Wachstum und Zellvermehrung programmiert. Das aus undifferenzierten, embryonalen Zellen bestehende Meristemgewebe (Stammzellen) scheidet ständig differenzierende Zellen ab und das ohne Ende im wahrsten Sinn des Wortes. Aus einer dieser Zellen, auch Stammzellen genannt, kann sich unter Laborbedingungen eine vollständige Pflanze bilden. Diese kleinen Wunder haben den kompletten Bauplan (seit Corona kennen wir den Begriff „RNA“) in sich und das Maximum an möglichen Lebenskräften der Pflanze.

Wachstumsgewebe

Wachstumsgewebe finden sich in fast allen Bestandteilen der Pflanzen in unterschiedlichen Konzentrationen wieder und das über das gesamte Jahr. Natürlich ist im Frühling der Anteil am höchsten, da die Pflanzen wieder aus ihrer Winterruhe aufwachen.

Das sind Knospen, die geschlossen oder sich bereits öffnen und die Kätzchen bis zu deren Vollreife. Bei den Blüten versteht man darunter die Blütenknospen bis zur vollständigen Öffnung. Die Früchte bilden ausgebildete oder auskeimende Samen. Weiters gibt es die Sprossen mit ihren Jungtrieben, die Keimlinge und junge Blätter. Baumwasser gewinnt man durch Baumsäfte während der Öffnung der Knospen. Wenn von der Rinde die Rede ist, dann ist es junge, glatte und feuchte Rinde. Bei den Wurzeln verwendet man junge, wachsende Wurzeln in Ruhephase der Bäume. Und schließlich Harze und Gummi aus frischen, feuchten Harzen und Baumgummi.

So wachsen Knospen

Bis aus einer Knospe ein mächtiger Baum wird, sind viele chemische Vorgänge, die durch spezielle Phytohormone initiiert werden, am Werk. Phytohormone sind Botenstoffe, die die Wachstumsprozesse der Pflanzen koordinieren – quasi das Kommunikations- und Steuerungssystem.

Auxine beispielsweise zeichnen sich unter anderem für das Längenwachstum, die Schwerkraftausrichtung, die Zellteilung verantwortlich und verlangsamen den Alterungsprozess der Pflanzen.

Die Gibbereline stimuliert den Aufbau von Meristemgewebe, bringt die Knospen zum Blühen und ist für die Geschlechtsdifferenzierung zuständig. Die Abcisinsäure (alt: Dormin) das Schlafmittel der Pflanzen leitet die Ruhephase von Samen, Knospen und weiteren Pflanzenteilen ein. Es beeinflusst die Kälteresistenz und somit die Überlebensfähigkeiten der Knospen im Winter. Zudem ist sie für den Laubabfall verantwortlich. Sie forciert zudem die Bildung einer Trennschicht zwischen Blattstiel, Früchten und Stielen.

Warum Knospen wirken

Knospen arbeiten auf zellulärer Ebene. Vereinfacht ausgedrückt feuern Knospen unsere eigenen Körperzellen an. Das embryonale Gewebe in den Pflanzen aktiviert die Selbstheilungskräfte und verbessert die Zellkommunikation. Zudem werden die Stoffwechselprozesse harmonisiert. Es unterstützt die Zellregeneration und startet Reparaturprogramme. Es dreht sogar die biologische Uhr der Zellen zurück.

Geburten und die Kraft der Knospen

Ein bekanntes Beispiel des Einsatzes von Knospen und jungen Pflanzentrieben zeigen Birkenknospen. In Pulverform wurden diese von Hebammen stets mitgeführt. Allerdings darf es nicht älter als 6 Monate sein. Bei gebärenden Frauen, deren Nachgeburt nicht abging, mischten Hebammen Birkenknospenpulver in ein simmerndes Wasser und gossen einen Schuss Essig dazu. Das verabreichten sie den Wöchnerinnen. Die Nachgeburt löste sich danach binnen eines Tages.

 

Quellen:

Gemmotherapie: Die neue Pflanzenmedizin; Koll, Kathrin, Keim, Ulrike GRÄFE UND UNZER Verlag (ISBN: 978-3833841330), 2015

Gemmotherapie – Knospen in der Naturheilkunde; Chrischta Ganz, Louis Hutter AT-Verlag (ISBN: 978-3-03800-844-6), 2. Auflage, 2016

Knospen: und die lebendigen Kräfte der Bäume; Gabriela Nedoma Freya (ISBN: 978-3990251195), 2014

Kursunterlagen: „Knospen“ von und mit Mag. Ronald Kirnbauer

Kursunterlagen: „Knospen“ von und mit Gabriela Nedoma

Kursunterlagen: „Die heilsame Kramft der Bäume – Knospen“ von und mit Barbara Freyberger