Körperwahrnehmung
In den allermeisten Fällen sind Kinder intrinsisch motiviert sich zu bewegen. Bewegung bedeutet sich selbst zu erfahren, sich besser zu spüren und viele Erfahrungen zu sammeln. Aus vielerlei Gründen kann die Wahrnehmung des eigenen Körpers mehr oder weniger ausgeprägt sein. Es gibt dazu viele Erkenntnisse. Eine davon soll hier genauer beleuchtet werden. Dabei handelt es sich um das Konzept der Sensorischen Integration, das von der Entwicklungspsychologin Anna Jean Ayres entwickelt wurde. Unter Sensorischer Integration versteht man das Ordnen von Empfindungen und Reizen.
Die Sinne genauer betrachtet
Die Terminologie der Basissinne stammt von der Entwicklungspsychologin Ayres. Ihren Forschungen zufolge sind diese Basissinne jene, die sich zuerst im Mutterleib entwickeln. Sie verstand diese als Sinnessysteme und teilte sie in drei solcher Systeme ein. Das Gleichgewichtssystem, das System der Haut und das System der Tiefenwahrnehmung oder Eigenwahrnehmung. Die Sinne, die man sonst kennt, nennt sie Fernsinne, wie das Schmecken, Riechen, Sehen und Hören. Die gerade beschriebenen Basissinne nannte sie auch Nahsinne, da sie vom Körper und dem eigenen Ich sehr nah erlebt werden. Wer schon etwas vom Muskeltonus gehört hat, der weiß vielleicht, wie wichtig die eigene Körperspannung und damit die Muskelspannung ist. So lässt sich die Sensorische Integration im Dialog auch als Spannungsregulationsmethode verstehen. Das bemerkt Ulla Kiesling, eine Bewegungstherapeutin, die sich auch auf die Sensorischen Integration im Dialog spezialisiert hat.
Natürliche Entwicklung
Kinder holen sich meist das, was sie im Augenblick brauchen. Im Laufe des Heranwachsens gibt es ganz viele Entwicklungsstufen, die mehr oder weniger Kinder innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens absolvieren. Aufgrund unterschiedlicher Gegebenheiten, der Umwelteinflüsse, der Bezugspersonen und der eigenen Ressourcen unterscheiden sich diese Entwicklungsstufen in ihrer qualitativen Ausprägung. So kann es passieren, dass Kinder eine Über- oder Unterempfindlichkeit im Haut- und/oder Gleichgewichtssystem entwickeln. In der Tiefenwahrnehmung kann sich eine Unterempfindlichkeit herausbilden, so Kiesling.
Bewegung tut so gut
Wie eingangs erwähnt, drängt es Kinder im Normalfall zur Bewegung. Sie wollen schaukeln, hüpfen, springen, spielen und vieles im wahrsten Sinne des Wortes begreifen. Sie holen sich das, was sie brauchen. Sie erobern sich die Welt, die Umwelt mit ungestümer, lustvoller Neugierde. Sie brauchen Grenzen, die jedoch nur so weit, dass sie sich darin entfalten können, gesteckt werden sollen.
Einseitigen Angeboten widerstehen
Wir haben ein Überangebot an faszinierenden Onlinespielen, Sendungen, Hörspielen und digitalen Bildern, von denen sich Kinder gerne in den Bann ziehen lassen. Und zugegeben sind Erwachsene dankbar, wenn das Kind ruhig davorsitzt und man seinen Erledigungen nachgehen kann. Auch hier müssen Grenzen gesetzt werden, weil das Kind noch lange nicht in der Lage ist, das selbst zu regulieren und zu kontrollieren. Es helfen vorher getroffene Vereinbarungen und Pausen, in denen sich mit allen Sinnen ein Spiel erlebt lässt. Da hilft ein weicher Ball, den man sich auf verschiedene Art und Weise zuwirft, ein paar Runden verstecken spiele oder das gemeinsame Malen und Basteln. Damit durch den Druck, durch Vibrationen, durch Berührungen der eigene Körper wieder gut wahrgenommen werden kann.
Quellen:
Ayres, Jean, 2016: Bausteine der kindlichen Entwicklung. Berlin: Springer Verlag
Kiesling, Ulla, 2013: Sensorische Integration im Dialog. Dortmund: verlag modernes lernen
