© Maria Nasswetter

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Kommunikation im Alltag

Im letzten Artikel ging es vorwiegend um die Nonverbale Kommunikation und um Doppelbotschaften, die sogenannte Double Bind Kommunikation. In diesem Artikel werden die alltäglichen Kommunikationen auf der Straße, im Aufzug und im Supermarkt Thema sein. Wobei sich der Blick darauf richtet, wie wir mit speziellen Situationen umgehen. Verhalten, das Tun und die Kommunikation verschmelzen ineinander. Wir leben, was vermutlich einer beträchtlichen Anzahl von Menschen gar nicht bewusst ist, nach Mustern, Ritualen, Normen und Werten, die wir dermaßen verinnerlicht haben. So sehr, dass es uns erscheint als wäre es eben immer so, als würde die Welt nur so funktionieren. Vieles läuft sozusagen automatisiert ab. Wenn man sich nicht die Mühe macht, das nötige Wissen dazu fehlt, oder einfach keine Lust auf das eigene Betrachten, die Reflexion hat, dann erfährt man gar nie, was man alles internalisiert hat und wie Andere ticken.

Die Fahrt im Aufzug

Normalerweise halten wir zu unseren Mitmenschen Abstand. Je nachdem in welcher Beziehung das Gegenüber zu uns steht, variiert die körperliche Nähe, die uns noch angenehm ist. Alltagsituationen, die aus jeweiligen bestimmten Gründen auf diese sozialen Gewohnheiten keine Rücksicht nehmen können, brauchen andere Verhaltensweisen und eine andere Wahrnehmung der Personen. Befinden wir uns, wie gesagt, in einem Aufzug mit mehreren Personen, die wir nicht kennen, dann sind wir meist gezwungen, viel näher beieinander zu stehen, als uns lieb und gewohnt ist. Wir Menschen greifen daher zu einem Trick und behandeln den jeweiligen Anderen in dem Moment als nicht im herkömmlichen Sinne existent für die Zeit, in der wir auf so engem Raum miteinander auskommen müssen. Wir sehen mehr oder weniger durch den Anderen hindurch, senken die Köpfe oder reden miteinander nur das Allernotwendigste. Wir meistern also diese erzwungene Situation, indem wir eine soziale Praktik anwenden, die uns hilft mit diesem sehr unangenehmen Setting umzugehen.

Die Entpersonalisierung in der Menge

Wir kennen wahrscheinlich alle Erzählungen, in denen man hört, dass eine Menge zugesehen hat, wie jemanden Gewalt angetan wurde und keiner half. Das ist ein eigenes Phänomen: Wir neigen, wenn genug andere menschliche Lebewesen um uns sind, dazu, die Verantwortung abzugeben. Wir fühlen uns dabei als nicht mehr zuständig und unser natürlicher Impuls zu agieren, zu helfen scheint nicht mehr wirklich zu funktionieren. Sollte man einmal in eine Situation geraten, in der man Gefahr läuft, verletzt, angegriffen oder ähnliches zu werden dann raten Experten zu Folgendem: Man gibt jemandem aus der Menge die Verantwortung und zwingt ihn damit indirekt dazu, zu handeln. Dazu soll man sich ganz gezielt jemanden aussuchen und diesen dann direkt ansprechen. Das macht man am Besten, wenn einem an ihm etwas anspricht, was unmittelbar mit dieser Person verknüpft ist. Beispielsweise sagt oder schreit man dann in die Richtung der gewählten Person diese Worte: "Sie mit der grünen Mütze - bitte rufen Sie die Polizei." Damit wird die Person eindeutig identifiziert und nun ist es an ihr zu handeln. Dieser direkten Aufforderung kann sich im Normalfall kaum ein Mensch entziehen.

Im Supermarkt, in einer Menschenschlange

Ein kleiner Tipp am Schluss für all jene, die es oft eilig haben. Wenn Sie das nächste Mal der beispielsweise Achte in der Schlange sind, dann probieren Sie vorzugehen und denjenigen anzusprechen, der als nächstes an der Kassa drankommen wird. Sagen Sie das Zauberwort "WEIL" und Sie werden mit hoher Wahrscheinlichkeit vorgelassen. Denn wir Menschen achten nicht so sehr auf der Inhaltsebene, siehe auch diesem hier vorangegangenen Artikel, was gesagt wird, sondern wie und mit welcher Intension. Wenn Sie also begründen können, warum sie vorgelassen werden wollen, reicht eben dieses Begründungswort aus, ohne dass das, was danach kommt wirklich gehört wird. Aber Achtung: Sie müssen es wirklich wollen und überzeugt davon sein, dass es eine gute Begründung ist. Denn die Beziehungsebene, die Nonverbale Kommunikation spielt immer eine Rolle. Probieren Sie es doch das nächste Mal aus. Viel Spaß dabei!