© Maria Nasswetter

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Konsumboykott und Glück

Der Black Friday hat sich in den letzten Jahren in Österreich etabliert. Aus den USA kommend handelt es sich dabei um den Freitag nach Thanksgiving. Er eröffnet die Weihnachtseinkaufsaison und damit den Einstieg in den Konsumterror, würden manche behaupten. Und wieder gab es am soeben stattgefundenen Black Friday Aufrufe zum Konsumverzicht. So sollte man eben erst recht an besagtem Freitag das Einkaufen total sein lassen. Und sich stattdessen um Freunde, die Familie und sich selber kümmern, ohne sich dabei der Einkaufshysterie hinzugeben.

Übersatt und gestresst

Wir können dies tatsächlich Jahr für Jahr beobachten. Es herrscht in der Vorweihnachtszeit eine besonders angestrengte Hektik überall. Die Leute sind en gros gestresster und dadurch oft unfreundlicher und genervter. Weil so vieles noch erledigt werden muss und genau diese Zeit im Jahr mit Konsum, Süßigkeiten und Punsch vollgepackt wird. Da hetzt und wetzt man sich von einer Weihnachtsfeier zur Nächsten, isst sich durch zahlreiche Kekse und Lebkuchen und wird permanent mit Weihnachtsgeklingel vernebelt.

Der Glücksadventkalender

Man stelle sich vor, beim Öffnen des nächsten Fensters im Adventkalender entdeckt man statt eines Schokoladenstückes die Aufforderung, einen guten Freund anzurufen, um ihm etwas wirklich Nettes und Aufbauendes mittzuteilen. Und hinter dem darauffolgenden Adventkalenderfenster ist die Anregung verborgen, bei der nächsten Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln mindestens einen Fahrgast anzulächeln. Und so würde dieser Kalender mit jedem weiteren geöffneten Fenster ermutigen, eine positive Aktion in die Welt zu setzen. Es macht nicht nur andere für den Moment glücklich, sondern man selber fühlt sich gleich viel wohler in seiner eigenen Haut. Weil lächeln ansteckt und die Freude eines Menschen belebt. Ein toller Nebeneffekt ist, dass diese Freude weitergetragen wird. Denn wenn man Wertschätzung und Anerkennung erntet, will man diese weitergeben. Das haben viele Studien und Artikel dazu gezeigt.

Leise rieselt der Schnee

Leicht ist es nicht, sich diesem allgemeinen Sog des rastlosen Konsumierens, des Zeitdruckes und der schlechten Stimmung zu entziehen. Klar gibt es dort und da ein freundliches Wort und stille Orte. Doch die muss man aktiv suchen. Und Strategien überlegen, wie man ruhig und zufrieden bleibt. Da meidet man die Einkaufssamstage und liest lieber stattdessen ein wundervolles Buch bei einer Tasse duftenden Tees. Man könnte sich überlegen, dass man statt eines Konsumgutes ein Beziehungsgeschenk macht. So kann man dem Beschenkten anbieten sich Zeit für ihn zu nehmen, und etwas für ihn tun. Wer Menschen beschenken möchte, die ein Haus mit Garten haben, kann Hilfe schenken, indem man beim nächsten Frühjahrsputz mit dabei ist. Babysitten oder sich mal um den Hund kümmern wären weitere Optionen.

Ohne Konsum geht’s nicht

Eben. Es soll also nicht heißen, dass man nur glücklich ist, wenn man nicht konsumiert. Es ist natürlich viel differenzierter zu sehen. Doch es soll anregen, zu überlegen, ob wir zu diesem Mittun wirklich Ja sagen wollen. Es geht darum, sich bewusst zu machen, was da abläuft und ob man das wirklich will und aushält. Erst dann ist es möglich zu agieren und nicht mehr nur zu reagieren auf das Bestreben der Industrie und deren Konzerne.