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Kunst tut gut

Ob man sich für Musik entscheidet, Bilder malt, sich mit Actionpainting und Performance Art ausdrückt, tanzt, schreibt und Objekte entstehen lässt, kreativ gestalten ist Kunst, die gut tut. Das heißt nicht zwingend, dass der Prozess immer nur fröhlich stimmt. Künstler und Künstlerinnen verarbeiten und durchleben oftmals Empfindungen und Erlebnisse, die stark, verstörend und weh tun. Sich dergestalt ausdrücken zu können und zu dürfen ist ein hohes Gut. Kunst und künstlerischer Ausdruck hilft dem Schaffenden, der Schaffenden und weckt Gefühle, Interesse und Erkenntnisse bei den Betrachtenden der Kunstwerke und dem Zuhörenden bei Musikstücken und auditiven Produkten.

Von Anfang an

Räumen wir Kindern die Zeit und die Möglichkeit ein, zu spielen und etwas zu gestalten, dann greifen sie bald einmal zu Malfarben, zu Knetmassen, zu Stiften und Papier. Sie bauen mit Klötzen, türmen und turnen und drücken sich in vielfältigster Weise aus. Das ist sehr wichtig für die Entwicklung, dem Wahrnehmen des eigenen Körpers und des eigenen Könnens. Das Erschaffen und Kreieren von Neuem ist ein konstruktiv aggressiver Akt, der wesentlich für die Entwicklung des Kindes, der Identität und der Autonomie ist. Die Emotionen ausdrücken, etwas auf seine eigene Weise gestalten dürfen und können, ist für das Selbstbewusstsein unumgänglich. Dabei müssen die Materialien haptisch sein, angreifbar, erfahrbar und mit allen Sinnen zu erkennen sein. Nur kreieren mittels digitaler Gegenstände ist viel zu wenig. Wir können Kindern viel vorspielen und zeigen. Wertvoll wird das eigene Singen, Spielen und Gestalten, wenn es ohne Bewertung von Anderen auskommt.

Performance-Künstlerin trifft Psychoanalytikerin

Das ist deshalb so aufschlussreich, weil es sehr eindringlich zeigt, was Kunst alles kann und wie gut es tut, obwohl es beim ersten und sogar noch beim zweiten Blick gewaltig, stark und verstörend sein mag. Wenn es einem Menschen gelingt, psychische Abgründe und traurige, belastende Erlebnisse aus der Kindheit und dem Heranwachsen in Kunst zu verwandeln, kann das lebensrettend sein. Aufschlussreich wird in dem Buch mittels gemeinsamer Gespräche zwischen der Performancekünstlerin Marina Abramovic und der Psychoanalytikerin Jeanette Fischer über das Potential künstlerischen Ausdrucks erzählt. Es lässt sich dabei nachvollziehen, warum bestimmte Performance Darbietungen dergestalt von der Künstlerin getan werden mussten und warum es ihr gelang sich daran zu stärken und zu überwinden.

Freies Gestalten

Wir Menschen unterliegen von klein an Bewertungen, zu dem was wir tun und erschaffen. Viele Menschen in unserem Umfeld fühlen sich bemüßigt, Kommentare, Ansichten, Normen und Meinungen zu dem kundzutun, was man selbst erschafft. Gerade wenn man sich künstlerisch ausdrückt, werden bei nicht gefälligen Werken mitunter spöttisch, garstige und dumme Bewertungen abgegeben. Dem kann man sich gut entziehen, indem man in sich darum nicht schert. Wer in sich hört und spürt, welcher künstlerische Ausdruck zum eigenen Selbst passt, der muss sich um die anderen nicht kümmern. Es tut gut, sich das herauszunehmen, was gerade in den Sinn kommt und zum Ausdruck gebracht werden will. Die eigene Stimme steht allermeist zur Verfügung, ein Blatt Papier, ein Stück Holz und anderes Material ist schnell besorgt und steht zur Verfügung. Und dann soll und darf geschrieben, getanzt, performt, musiziert und gemalt werden.

 

Quellen:

Marina Abramovic und Jeanette Fischer