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© Bild: Antonio Jose Cespedes from Pixabay

Miteinander und füreinander – Vorurteilsfrei

Die Inspiration zu diesem Artikel erfolgt durch einen Beitrag über Dominik Bloh. Er ist heute Journalist, Autor eines autobiografischen Buches und Gründungsmitglied von Go Banyo, einem Duschbus. Er erzählt darin, wie es ihm als Menschen ging, der ohne Obdach über zehn Jahre in Deutschland überlebt hat. Er wurde als Jugendlicher von seiner Mutter auf die Straße gesetzt. Ein außergewöhnlicher Mensch, der hauptsächlich durch seine Disziplin, seine Schlauheit und dem absolutem Willen das Beste aus der Situation zu machen, so weit gekommen ist. Vielleicht hat ihm auch der ein oder andere Mensch, der ihm das Gefühl gab, dazuzugehören, es wert zu sein, dass man ihn anlächelt, mit ihm spricht und ihm hilft, mit aus dieser Misere geholfen. Dieser Artikel ist ein Plädoyer für ein Miteinander, ein Zueinander, ein gegenseitiges Wahrnehmen und Respektieren.

Schon ein Lächeln tut gut

Ich selbst habe vor ein paar Tagen spontan einer anderen Radfahrerin zugelächelt. Und ein Lächeln kam zurück. Das macht ein gutes Gefühl und erdet. Wenn allzu oft und abstrakt und sachlich über Krieg, Streitigkeiten, Gewalt, Unzulänglichkeiten, Machthaber etc. berichtet wird, dann bleibt wenig Platz für angenehme, freundliche, aufbauende Zwischentöne im menschlichen Miteinander. Bloh, um dessen Buch und der Inspirationsquelle es hier hauptsächlich geht, regt an, dass jeder und jede zumindest ein Lächeln an einen Obdachlosen, einen bettelnden Menschen spenden kann. Und schließt ihn oder sie, die Menschen, die auf der Straße leben müssen, die sich vielleicht schämen, die vielleicht als nicht gesellschaftsfähig wahrgenommen werden, wieder in die Gemeinschaft mit ein. Durch ein Lächeln und den Funken, der dabei überspringt.

Miteinander leben bedeutet viel Zuhören

Zuhören kann man auf unterschiedliche Arten. So versteht der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen das Zuhören, als Kunst, sich der Welt zu öffnen. Er spricht uns ein „ICH-Ohr“ und ein „DU-Ohr“ zu. Mit dem „ICH-Ohr“ hören wir, so der Wissenschaftler nur unsere inneren Botschaften, gespickt mit Meinungen und Vorurteilen. Das „DU-Ohr“ würde uns hingegen die Welt des anderen eröffnen. Wir würden damit das Zueinander pflegen und versuchen, um uns so dem anderen Individuum zu nähern.

Die Verführung der vielen Möglichkeiten

Zugegeben, dass die Verführung groß ist, sich allzu sehr ablenken zu lassen von einem überreichen Angebot an Unterhaltung und Zeitgenossen und Zeitgenossinnen. Wer einem nicht behagt, was einem nicht behagt, wird weggedrückt. Wir lernen, dass wir selektieren müssen, ausblenden müssen, weil wir viel zu viel um die Ohren haben. Weil uns viel zu viel gesagt, gesendet, geschickt und gepostet wird. Und vergessen womöglich darauf, dass wir unsere Umgebung wahrnehmen, annehmen und uns mit ihr auseinandersetzen.

Sich selbst ertappen und lernen

Wem ist noch nicht aufgefallen, dass man etwas angenommen hat, ohne nachzufragen. Und irgendwann draufkommt, dass der andere etwas anderes meinte. Dass wir nur dachten, dass es so sei. Dass wir uns nicht die Zeit nahmen, nachzufragen, etwas zu hinterfragen. Daraus lernt man und kann beim nächsten Mal und immer und immer wieder versuchen, die Zeit zu nehmen, nachzufragen, den anderen wirklich in seiner Art und Weise verstehen zu lernen.

So hat vermutlich auch Dominik Bloh gut zugehört und hingesehen und einen Duschbus mit ins Leben gerufen, der vielen Menschen auf der Straße ein Stück Würde zurückgibt.

 

 

Quellen

Dominik Bloh

Sternstunden der Philosophie

Duschbus Go banyo