© Maria Nasswetter

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Selbstgespräche, die gut tun

Immer mehr Personen erlebt man auf der Straße, die vermeintlich Selbstgespräche führen. Doch meistens stellt sich bei diesen Beobachtungen fest, dass es sich um Personen handelt, die sich mit jemanden am Smartphone mit mehr oder weniger dezenten Kopfhörern unterhalten. Es war einmal, dass man, mit sich selbst auf der Straße sprechend, für nicht ganz richtig im Kopf gehalten wird. Man kann eben nicht mehr bei oberflächlicher Betrachtung jeden Menschen des Selbstgesprächführens überführen, nur weil er auf der Straße alleine vor sich hin plaudert. Warum das Thema Selbstgespräche? Weil sie mitunter wichtig für das eigene Verstehen und Verbalisierung von Ereignissen und die eigenen Empfindungen sind. Nicht jeder will und braucht das, aber mehr Menschen tun und täten es gerne, als man gemeinhin glaubt.

Erst was verbalisiert wird, kann bewusst erlebt werden

Vera Birkenbihl, eine bekannte Managementtrainiern, erzählt uns in einem ihrer Videos, von einer Frau, die am Ende eines Seminartages zu ihr kam und ihr folgende Geschichte über deren Tante erzählte. Eines Nachmittags hielt sie ihrem Sohn wieder einmal eine Standpauke. Dazu musste sich der Sohn vor sie hinstellen und wurde mit einer sogenannten Moralpredigt zum Thema Lügen konfrontiert. Sie verurteilt es zutiefst und maßregelt ihren Sohn nun aufs Vehementeste. Während sie das tat, läutet es an der Tür. Sie unterbrach ihre Moralpredigt und schaut auf eine Art Rückspiegel, der es ihr erlaubte, zu sehen, wer sich an der Außentüre befand. Da es sich um die geschwätzige Nachbarin handelte und sie keine Lust verspürte, sie hereinzulassen, bat sie ihren Sohn, die Türe zu öffnen und der Nachbarin zu sagen, dass sie nicht da wäre. Der Sohn tat wie befohlen, und kehrte danach wieder zu ihr zurück. Daraufhin fuhr sie mit ihrer Standpauke über das Lügen da fort wo sie aufgehört hatte. Als die Trainerin Birkenbihl diese Geschichte hörte, war sie empört. Wie konnte diese Frau nur genau das, was sie anprangert, gleichzeitig ungeniert tun? Jahre später hatte sie eine interessante Erklärung. Die besagte Frau hatte nie verbalisiert, was sie da tat. Sie hatte ihr Verhalten von ihrer Mutter unreflektiert übernommen. Daher war ihr ihre Handlungsweise gänzlich unbewusst und nicht zugänglich.

Was Verbalisierung bringt

Es muss nicht unbedingt ein Selbstgespräch sein. Wenn man jedoch zu jenen Menschen gehört, die gerne mit sich selbst reden, dann sollte man das ausleben und kultivieren. Damit ist jetzt nicht gemeint, dass man sich lauthals auf der Straße über private Dinge unterhält. Obgleich es, wie am Beginn des Artikels beschrieben, vielleicht gar nicht mehr so sehr auffallen würde.

Wo es sich ungeniert mit sich selbst reden lässt

Wer also festgestellt hat, dass Selbstgespräche sein müssen, der tue es mit Wonne beispielsweise, wenn er sich alleine in den eigenen vier Wänden befindet. Genauso lässt es sich im Auto und beim Spaziergang im Wald oder in den Bergen tun. Man muss es zulassen und sich wirklich gönnen. Denn die meisten haben gelernt, dass man das nicht tut und es komisch ist, wenn man laut mit sich selbst spricht. Es braucht daher einen gewissen Mut und das Bewusstsein und Bedürfnis, sich darüber hinwegzusetzen.