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Singen und Wohlfühlen

In der Sendereihe Gedanken des Ö1 Senders erfuhren wir kürzlich auch von Georg Ringsgwandl, einem Kardiologen, der ein sehr erfolgreicher Musiker, Kabarettist und Theatermacher ist, dass das Singen und gerade das absichtslose Singen eine Wohltat für Leib und Seele darstellt. Das weiß die Autorin dieses Artikels schon lange und hat als Kommunikationstrainerin vielen Menschen beigebracht, dass das Tönen, das Miteinander übereinsingen, das „Vorsichtdahinsingen“ eine genussvolle Angelegenheit ist. Allerdings darf man sich nicht von Kommentaren und inneren Dialogen, die dagegensprechen, die Einwände haben, abbringen lassen. Wer weiß, warum man es derzeit in unserer Gesellschaft nicht so gerne hat, dass jemand fröhlich und absichtslos vor sich hinträllert. Und dennoch, es ist lohnenswert, sich damit auseinanderzusetzen und es auszuprobieren.

Singen im Chor und in einer kleinen Gruppe

Es hat unterschiedliche Qualitäten, ist anlassbezogen und mag ausprobiert werden. Im Chor zu singen kann große Freude bereiten, trainiert die Stimme und das Sozialverhalten. Man sollte aufeinander hören, sich konzentrieren, seine Stimme halten können, die anderen Stimmen dabei möglichst wahrnehmen und so ein Teil des Ganzen zu werden. Darüber hinaus wird in den meisten Chören nicht nur gesungen, sondern auch die Geselligkeit gepflegt. Trifft man sich mit ein, zwei anderen Personen, um mehrstimmig zu singen und zu jodeln, dann erlebt man hautnah und sozusagen basisdemokratisch, was es heißt, sich auf etwas zu einigen, einander wahrzunehmen und miteinander etwas zu gestalten. Dabei verabredet man sich speziell, um gemeinsam zu erklingen. In beiden Fällen hat das Treffen die Absicht, gemeinsam Töne an einem bestimmten Tag und einer bestimmten Uhrzeit zu erzeugen und somit Klangbild zu erschaffen.

Allein und spontan und absichtslos singen

Wenn immer dann, wenn Freude und Lust oder Ärger und Frust im Raum steht, gesungen wird, dann ist es zwar nicht absichtslos, weil man ja etwas damit ausdrückt oder ablässt, aber es hat nicht den primären Zweck etwas darzubieten, oder etwas Bestimmtes zum Klingen zu bringen. Es ist Ausdruck von schallendem Reagieren und eine Form des Selbstausdrucks. So wie es Ringsgwandl, der Musiker und Kabarettist, den ich eingangs erwähnte, sinngemäß ausdrückte, ist es eine Wohltat, wenn man vor sich hinsingen kann. Ja, weil es hilft, Ereignisse besser zu erfassen, zu bewältigen, weil es Ausdruck von Lebendigkeit ist.

Übung, Mut und Tun

Vielen Menschen wurde in ihrer Kindheit und Jugend gesagt, sie könnten nicht gut singen, sie sollen es besser bleiben lassen. Und dann tun sie es auch nicht mehr, oder ganz wenige geben nicht auf. Es ist anmaßend, wenn jemand zu anderen sagt, sie könnten nicht singen. Jeder kann, der physisch dazu in der Lage ist, singen. Er ist vielleicht nicht geübt, hat wenig Erfahrung mit Musik oder sonstige Gründe. Wer dennoch übt, den Mut aufbringt und sich traut, zu singen, ohne darauf zu achten, wie es bewertet wird, der kann bald erfahren, wie gut und lebendig es sich anfühlt. Es ist zwar in Mitteleuropa nicht so üblich und ungewöhnlich, wenn jemand einfach drauflos singt, man könne es doch hin und wieder mal gönnen, wenn man das möchte.