Von den Hohen Tauern bis zur Therme

Schon bei unserer Anreise nach Bad Gastein, habe ich darauf gedrängt, wenigstens an einem Tag unseres Herbsturlaubes eine Wandertour durch die Hohen Tauern zu machen. Mein Freund ist begeisterter Mountainbiker und eigentlich lieber mit dem Fahrrad in den Bergen unterwegs. "Wandern ist was für Rentner", ist seine stetige Aussage. Für unseren Aufenthalt in Gastein habe ich mir vorgenommen ihn vom Gegenteil zu überzeugen. "Ok. Einmal Wandern, einmal Mountainbiken ... und einen Thermenbesuch meiner Wahl.", gibt sich mein Freund Paul geschlagen. Auf diesen Deal lasse ich mich gerne ein. Für die restlichen Urlaubstage haben wir vorerst nichts geplant.

Ankommen, entspannen ... und ab in die Hohen Tauern

Nach dem gestrigen Gesundheits-Tag im Gasteiner Heilstollen und dem aufregenden "Flying Waters" über dem Gasteiner Wasserfall bin ich energiegeladen und motiviert für die heutige Wanderung zum Kolmkarspitz.

Ich blicke aus unserem Hotelzimmer über Bad Gastein. Unser zweiter Urlaubstag beginnt mit einem wunderschönen Herbstmorgen. Die Sonne begrüßt uns und der Nebel über dem Ortszentrum lichtet sich langsam. Ich packe meine Wandersachen: Rucksack, genügend Wasser, eine kleine Jause und Sonnencreme - schließlich ist Schönwetter vorhergesagt.
Mit dem Auto fahren wir über die Gasteiner Alpenstraße in Richtung Sportgastein, dem Ausgangspunkt unserer Wanderung. Allein schon der Name gefällt meinem Freund.
Der Anblick der kleinen Wasserfälle und Felsformationen der Hohen Tauern bringen mich ins Schwärmen. Am Parkplatz vom Valeriehaus angekommen, kann ich es kaum erwarten - endlich brechen wir zu unserer Wandertour auf.

Herbstwanderung zum Kolmkarspitz

Die gut beschilderte Wanderung führt uns vom Parkplatz direkt auf den Hüttenweg. Nach einer halben Stunde Gehzeit und einem anfänglich gelangweilten Gesicht meines Freundes, erreichen wir die Bockhartseehütte. Ich schaue auf meine Uhr, 340 Höhenmeter von insgesamt 1.010 Höhenmetern sind schon geschafft. Von der Bockhartseehütte geht's zur gleichnamigen Bockhartseescharte, weiter über den Seekopf zum Kolmkarspitz. Alles in knapp 4 Stunden und einer Streckenlänge von 14 km - eine schöne Runde für uns Sportskanonen.
Bei einer kleinen Trinkpause am Bockhartsee macht sich erste Begeisterung meines Partners bemerkbar. Er genießt die Natur und das Gehen sichtlich. "Der erste Schritt ist getan", denke ich mir. Der Gipfelausblick der Kolmkarspitze wird sein Übriges dazu beitragen.

Der Weg ist das Ziel

Einem See und Bach entlang wandern wir auf die 2.226 Meter hohe Bockhartscharte. Weiter geht's über den Seekopf auf 2.413 Meter. Das Herbstwetter spielt perfekt mit und die Sonne scheint uns ins Gesicht. Wir folgen dem Gratkamm mit kleinen Gegenanstiegen bis zur aussichtsreichen Kolmkarspitze auf einer Höhe von 2.529 Metern. Am Gipfel angekommen sind wir erstmal sprachlos: Das Panorama über das Gasteinertal und die Hohen Tauern ist einfach traumhaft! Wir beide genießen das Gefühl der Freiheit und Zufriedenheit.
Nach der stärkenden Gipfeljause, dem Eintrag ins Gipfelbuch und etlichen Fotos machen wir uns wieder auf den Weg ins Tal nach Sportgastein.
Zurück beim Valeriehaus belohnen wir uns mit einer typischen Hütten-Mahlzeit: einem Bauernpfand'l und Heidelbeer-Germknödel mit Butter. Mit ein paar Höhenmetern in den Beinen schmeckt's gleich doppelt so gut.

Lust auf mehr ... Gastein

Unser nächster Urlaubstag in Gastein geht aktiv weiter. Heute möchte mein Freund den Stubnerkogel mit dem Mountainbike "erradeln". Am Gipfel des Stubnerkogels soll es eine Hängebrücke geben, die ich trotz Höhenangst heute überqueren möchte.
Da ich nicht ganz so erfahren im Mountainbiken bin wie Paul, leihe ich mir ein top modernes E-Bike aus. Paul ist fast ein bisschen neidisch...
Perfekt ausgerüstet starten wir also die Tour vom Bad Gasteiner Bahnhof aus. Der Weg hinauf ist etwas anspruchsvoll, für konditionsstarke Biker wie Paul aber kein Problem.
Nach drei Stunden und unzähligen traumhaften Panoramen über das Tal sind wir endlich am Gipfel angekommen. Trotz des E-Motors bin ich etwas erschöpft und freue mich auf ein kühles Getränk im Gipfelhaus. Erholt und gestärkt machen wir uns nun an die über 140 Meter lange Hängebrücke. Meine anfängliche Angst löst sich durch Pauls Nähe und der schönen Aussicht bald in Luft auf. Schnell noch ein Foto mit dem Fotoautomaten und dann geht es auch schon wieder runter ins Tal.

Felsentherme wir kommen!

Nach zwei Aktiv-Tagen ist es nun endlich Zeit für Entspannung. Wir machen uns auf den Weg zur Felsentherme in Bad Gastein. Einen Tag Nichtstun haben wir uns redlich verdient. Handtücher und Bademäntel leihen wir uns vor Ort. Ich mache mich gleich auf in den Relax-Pool mit sprudelnden Geysiren. 34 Grad Wassertemperatur - nach unserer anspruchsvollen Bike-Tour ist der Thermenbesuch genau das Richtige für meine müden Beine. Mein Freund hingegen hat noch nicht genug und zieht seine Bahnen im außenliegenden Sportbecken. Nach einer halben Stunde Schwimmen und ein paar Übungen im Fitnesscenter, gesellt er sich zu mir. Entspannt genießen wir die Wärme und lassen die letzten beiden Tage in den Hohen Tauern Revue passieren.

Nach ein paar Minuten dreht sich Paul mit einem Lächeln zu mir. "Übrigens,", flüstert er mir zu, "der Wandertag gestern war wirklich schön. Hast du noch eine Tour im Repertoire?" Ich muss schmunzeln. Natürlich hatte ich das ...