© Maria Nasswetter

© Maria Nasswetter

Weihnachten emotionalisiert

Man kann sagen die Weihnachtszeit in Österreich ist hochimpulsiv. Das ist sie aus vielerlei Gründen. Das Fest der Familie ist allzu beladen mit Erwartungen, Statussymbolen, Geschäftsinteressen, romantischen Attitüden und vielem mehr. Man erlebt ein äußerst diverses tagein tagaus in dieser Zeit. Die sogenannte "Stille Zeit" ist an manchen Orten so hektisch und laut wie sonst nie im Jahr. Der Pegel der Frustrationstoleranz sinkt fast auf Null. Die Schlangen in den Kaufhäusern nerven, der Verkehr ist durchwegs stark, die Unfall- und Selbstmordrate steigt an um diese Zeit. Was ist da los? Warum ist das so?

Ein Fest der Familie

Familie ist ja ein weiter Begriff und kann divers definiert werden. Nehmen wir mal die Kernfamilie und sagen im einfachsten Fall geht es hier um Vater, Mutter und 2 Kinder. Das wäre aber allzu einfach. Hinzu kommen ja noch Opa und Oma und oft in mehrfacher Ausführung. Dann Onkel und Tanten, Cousin und Cousinen, Bruder und Schwestern dazu. Jetzt reden wir aber noch nicht von den Patschworkfamilien, mit Stiefvätern, -müttern und Geschwistern. Man könnte da noch weiter in die Tiefe gehen und noch mehr Varianten finden. Man erahnt wie kompliziert nun das Weihnachtsfest und die dazugehörigen Feiertage sein können, wenn so viele Menschen mit ihren unterschiedlichen Geschichten, Interessen, Animositäten und Vorstellungen aufeinandertreffen. Dazu gesellt sich der gesellschaftliche Druck und die Erwartung, dass es schön, friedlich und voll mit Geschenken sein soll.

Geben ist schöner denn nehmen

Menschen beschenken können und ihnen damit eine Freude machen ist die eine Seite. Ist man in der Lage zu schenken, muss man, gerade wie es in unserer Gesellschaft erwartet wird, dies zum großen Teil monetär tun und dazu das nötige Kleingeld übrig haben. Es wird meist erwartet, dass man finanzielle Wünsche erfüllt und ist man in der Lage geschieht dies oft mit einer gewissen Genugtuung und Überzeugung, das leisten zu können. Vieles scheint sich an Weihnachten zu komprimieren und verstärkt herauszustellen was man kann und was nicht und was man bereit ist zu geben.

Annehmen können muss ebenso gelernt werden

Man glaubt vielleicht, dass Geschenke bekommen ein Leichtes sei. Dem ist aber oft nicht so. Gerade wenn man selber nicht so viel geben kann, schwingt immer eine Art von Beschämung mit. Wir Menschen sind auf Reziprozität getrimmt. Wir streben danach Situationen und Handlungen immer auszugleichen. In bestimmten Situationen und mit bestimmten Praktiken lässt sich das umgehen. Dennoch birgt es ein Verletzungspotential, eine weitere Möglichkeit den "Haussegen schief hängen zu lassen". Wie oft bekommt man etwas, dass man nicht mag. Wie oft drückt sich eine gewisse Missachtung der eigenen Person in einem Geschenk aus. Da bekommt man etwas, dass so gar nicht zu einem passt. Man fragt sich ist das Absicht oder Ignoranz? Was dann tun mit diesem Geschenk. Wie reagieren darauf?

Strategien bei verstörenden Geschenken

Die Antistressvariante wäre das unliebsame Geschenk stoisch entgegenzunehmen, zu verstauen und bei Bedarf aus dem finsteren Eck zu holen, wenn es sein muss; also wenn der Beschenkende signalisiert, dass er wohl beobachtet, ob sein Geschenk auch verwendet wird oder noch existiert. Man kann natürlich auf Konfrontation gehen und sich lauthals beschweren oder ein entsprechendes langes Gesicht ziehen. Man kann sich ja überlegen, wie man damit umgehen will und es auch mal so und anders probieren.

Stress, wohin man schaut

Schon die Vorweihnachtszeit ist mit Stress vollgeladen. Der Handel rennt auf Hochtouren, manche Weihnachtsstandler machen ihren Hauptjahresumsatz zu dieser Zeit. Es geht dem Ende des Jahres zu, daher müssen bestimmte Geschäfte noch schnell abgeschlossen werden. Man jagt von einer Weihnachtsfeier zur nächsten. Man muss einander noch schnell im alten Jahr treffen und den Kunden Weihnachtsgrüße senden. Die Straßen sind verstopft, die Menschen schlechter gelaunt und die Kinder schon hoch in Erwartung oftmals dieser bevorstehenden Geschenkorgie. Die Erwachsenen sind am Organisieren, wer denn nun wann und wo zu besuchen ist und für viele ist Frust und Ärger dadurch schon vorprogrammiert.

Ausstieg aus dem Weihnachtsirrsinn

Schon Watzlawick wusste dass man nicht Nichtkommunizieren kann. Genauso kann man nicht Nicht-Weihnachten feiern. Denn das ist ein Statement und wird mehr oder weniger von der Umwelt in irgendeiner Form kommentiert. Dem wieder folgen bestimmte Handlungen, deren Ausmaße und Vielfalt hier nicht beschrieben werden können.

Somit wünschen wir FROHE WEIHNACHT!