Wenn Yoga durch den Magen geht

Food for the mind: Wie beeinflusst Nahrung unser geistiges und spirituelles Wohlbefinden?

Yoga sucht die Verbindung nach innen, das heißt mit sich selbst in Kontakt zu kommen, um unserer inneren Stimme Ausdruck zu verleihen. Um dieses Ziel zu erreichen und die spirituelle Praxis zu unterstützen, legt der Yogi in der Regel großen Wert auf die richtige Ernährung. Denn was, wann, wie und in welcher Menge gegessen wird, hat großen Einfluss auf unser körperliches und geistiges Wohlbefinden. Dabei bildet die ayurvedische Ernährungslehre (Ayurveda = die Lehre vom langen gesunden Leben) eine Richtschnur.

Wer sich mit der ayurvedischen Ernährungslehre vertraut machen möchte, hat während der Yogatage in Gastein die Möglichkeit, sich wichtige Tipps und Anregungen für die Praxis zu holen. Die Ayurveda-Kochexpertin Daniela Wolff zeigt, wie individuelle Ernährungsgewohnheiten mit der Einhaltung ayurvedischer Regeln verbunden werden können. Bei einer Kräuterwanderung erklärt Kräuterpädagogin Heidi Huber, wie heimische Wildkräuter Anwendung in der Küche finden und sich positiv auf Körper und Geist auswirken.

Die wichtigsten Grundlagen einer yogischen Ernährung und wie diese sich auf das geistige und spirituelle Wohlbefinden auswirken, haben wir für Sie zusammengefasst.

Nach Wissenschaft der Ayurveda hat jedes Nahrungsmittel einen eigenen Spirit und dieser soll einen entscheidenden Einfluss auf unsere geistige Konstitution und somit auch auf die Yoga- und Meditationspraxis haben. Dem Yogi geht es daher in Sachen Ernährung hauptsächlich um die Aufnahme reiner Energien und nur sekundär um die Aufnahme von Nährstoffen. So spielt nicht nur das was wir essen eine Rolle, sondern die ganze Geschichte eines Nahrungsmittels, von der Herstellung über die Zubereitung bis hin zur Verdauung.

Die drei Geisteszustände (Gunas): Sattva, Raja und Tamas

Im Yoga und Ayurveda stehen die drei Gunas Sattva, Raja und Tamas für die Gemütszustände des Geistes. Dabei werden Sattva Eigenschaften wie Ausgeglichenheit, Freude und geistige Klarheit zugeordnet. Menschen mit einem hohen Sattva-Anteil sind liebevoll, mitfühlend und wahrhaftig. Um uns zu versorgen oder in schwierigen Situationen Abwehr zu leisten, brauchen wir jedoch Rajas. Rajas steht für Aktivität und Stimulation, aber auch für Aggression und Egoismus. Die dritte Eigenschaft „Tamas“ gehört der Trägheit und Unbewusstheit und ist ein Zustand, den wir hauptsächlich im Schlaf vorfinden. Ohne Tamas würde es keine Erholung für Körper und Geist geben, auf der anderen Seite werden ihm Attribute wie Ignoranz und Gier zugeordnet. In Maßen ist jede Eigenschaft wichtig und dient ihrem Zweck. Schwierig wird es nur, wenn Rajas oder Tamas überhandnehmen. Neben Yoga, Meditation sowie moralisch motiviertem Handeln, können wir diese Anteile allerdings durch unsere Lebensweise und Ernährung beeinflussen. Wir spüren die Unruhe nach zu viel Chili, aber auch das Glücksgefühl nach einer frischen Mango. Im Wesentlichen geht es im Ayurveda darum Rajas und Tamas zu überwinden und Sattva zu steigern, um in ganzheitlicher Gesundheit und spiritueller Verbundenheit zu leben.

Die sattvische Ernährung, Yoga und Spiritualität

Die sattvische Ernährung verhilft dem Yogaübenden zu einem klaren Geist, zu innerer Leichtigkeit und Tiefe in der Meditation. Die wichtigsten Faktoren dieser Ernährungsweise ist ihre frische, vitalstoffschonende und liebevolle Zubereitung, sowie ein ähnlicher Verzehr. Fertignahrung in jeglicher Form ist tabu, da es im Vergleich zu einem selbstgekochten Essen immer minderwertig ist. Durch das Singen von Mantras (spiritueller Verse) beim Kochen soll die heilende Wirkung auf Körper und Geist noch verstärkt werden. Bei den Yogatagen in Gastein haben Gäste die Möglichkeit die Vielfalt von regionalen frischen Produkten wie Milch, Alpenhonig und Bergkräutern, welche direkt vom Erzeuger kommen, zu genießen. Eine morgendliche Sinneswanderung rund um den Mühlhof Bad Hofgastein mit Kräuterpädagogin Heidi Huber, die mit der Natur im Einklang lebt, zeigt die vielen Schätze der heimischen Kräuter, welche zu Säften, Marmeladen, Kräuteröl und Kräuteressig verarbeitet werden. Bei einem gemeinsamen Kräuterlunch werden die selbst gepflückten Kräuter anschließend in Dankbarkeit und Ruhe gegessen, was in der ayurvedischen Ernährung eine wesentliche Rolle spielt.

Wer ein strenges Yoga-Leben führt, für den gehören neben einer naturbelassenen Bio-Ernährung, auch der Verzicht auf fleischliche Eiweiße wie Fisch, Meeresfrüchte, Fleisch und Eier dazu. Durch Ahimsa, dem Prinzip der Gewaltlosigkeit, intensivieren wir unsere spirituelle Kraft und gewinnen an feinstofflicher Energie und geistigem Elan. Die wesentlichen Nahrungsmittel tierischen Ursprungs sind in der sattvischen Ernährung frische Biomilch, Butter, Ghee und Buttermilch.

Rohkost enthält mehr „Prana“ (Lebensenergie) als Gekochtes. Diese soll uns besonders im Bereich der Bewusstseinsentwicklung und dem Finden unserer Bestimmung ungeahnte Dienste leisten.

Die sattvische Ernährung: Eine wertvolle Therapie für den Geist

Auch für Menschen, die sich nicht an die ayurvedische Lehre halten, kann eine sattvische Ernährung eine wertvolle Therapie sein. So sollte jeder Mensch darauf achten sich genügend Nährstoffe zuzuführen, welche das Gehirn ausreichend versorgen. Aufgrund von überdüngten und ausgelaugten Böden enthält gezüchtetes Massengemüse beispielsweise weitaus weniger Nährstoffe als Gemüse aus Demeter-Anbau (biologisch-dynamische Anbauweise).

Darüber hinaus spielt die Frische eines Lebensmittels eine entscheidende Rolle in der sattvischen Ernährung. Verdorbenes Gemüse oder faules Obst, das sich bereits im Abbau befindet, kann sich auch auf den Geist nicht positiv auswirken. Wie eingangs erwähnt, trägt jedes Nahrungsmittel einen Spirit, eine subtile Information, die Körper und Geist speichern. Einen positiven Effekt können vor allem warme Speisen auf unseren Geist haben. So stimulieren gekochtes Gemüse und Getreide unser Herz-Energiezentrum/-Chakra. Warmer Brei am Morgen, eine warme Hauptmahlzeit oder eine Suppe zum Abendessen lösen Gefühle der inneren Geborgenheit aus und können besonders bei Depressivität für eine erhellende Stimmung sorgen. Zudem spielen Heilpflanzen in der ayurvedischen Küche eine große Rolle. Dabei kommen heimische Kräuter, als auch im westlichen Raum eher unbekannte Pflanzen zum Einsatz. Bei einer spannenden Entdeckungsreise gehen Teilnehmer der Gasteiner Yogatage der Frage auf die Spur, inwiefern im Gasteinertal Kräuter zu finden sind, die eine ähnliche Wirkungsweise aufweisen wie ayurvedische Kräuter. 

Wer mehr zum Thema yogische Ernährung erfahren möchte, sollte während der Yogatage in Gastein auf keinen Fall verpassen, an einem Vortrag oder Workshop zum Thema „Ayurveda Frühstücktipps“ teilzunehmen, beim Kräuterwandern mit anschließendem Kräuterlunch alles zu Alpenkräuter und Ayurveda zu erfahren oder eine Sinneswanderung mit Kräutern und Yogaübungen zu erleben.

Autorin: Fabienne Ehmann